Stell dir vor, du hast spontan Lust auf Pizza: Wo suchst du zuerst nach einer guten Pizzeria in der Nähe? Früher wäre es klar gewesen: Die Google-Suche. Doch wie ist es heute? Suchst du in ChatGPT & Co.? Du wirst überrascht sein, wie es tatsächlich aussieht. Mehr dazu im Folgenden.
Lange Zeit war die Google-Suche im Browser der unangefochtene Ausgangspunkt, wenn es um lokale Informationen ging. Google ist nach wie vor ein Gigant – rund 70 % aller allgemeinen Suchanfragen weltweit laufen über Google.
Doch speziell im lokalen Bereich zeichnet sich ein Wandel ab: Einer aktuellen Untersuchung zufolge erfolgen inzwischen etwa 20 % der lokalen Suchen direkt in Karten-Apps wie Google Maps, Apple Maps oder Bing Maps. Google Maps hat sich damit zum zweitbeliebtesten Ausgangspunkt für lokale Recherchen entwickelt, direkt nach der klassischen Google-Suche. Mit ca. 15 % der Nutzer, die zuerst zu Google Maps greifen, liegt die App deutlich vor allen anderen Alternativen außer Google selbst.
Aus Sicht eines Local-SEO-Beraters ist das ein bedeutender Befund. Viele Unternehmen fokussieren ihre Optimierung bislang auf die Web-Suche, übersehen aber leicht die „Map-First“-Nutzer. Dabei zeigen die Daten, dass Verbraucher visuelle, ortsbasierte Ergebnisse oft bevorzugen – insbesondere bei spontanen Entscheidungen.
Jüngere Menschen tendieren sogar überdurchschnittlich zur Kartensuche: 18 % der Gen Z (Personen, die in den Jahren 1995 bis 2010 geboren wurden) nutzen Google Maps als primären lokalen Suchkanal, etwas mehr als der Bevölkerungsschnitt. Diese Mobile-Native-Generation ist es gewohnt, via Smartphone-App direkt nach nahegelegenen Spots zu suchen – sei es das nächste Café oder ein Geldautomat um die Ecke. Ältere Semester bleiben der gewohnten Google-Suche zwar öfter treu, doch der Trend zugunsten der Karten-Apps ist nicht zu übersehen.
Als Konsequenz wandeln sich Karten-Plattformen immer mehr von bloßen Navigationshilfen zu vollwertigen lokalen Suchmaschinen. Wer „Bäckerei in meiner Nähe“ sucht, bekommt in Google Maps schon lange nicht mehr nur Standorte angezeigt, sondern auch Bewertungen, Fotos, Öffnungszeiten und sogar Vorschläge für die beste Route dorthin.
Die Konversionsrate solcher Suchen ist hoch: Fast die Hälfte der Nutzer plant häufig z.B. direkt die Route, nachdem sie ein lokales Geschäft in der Karte gefunden haben.
Für lokale Unternehmen heißt das: Präsenz in diesen Apps ist nicht länger optional, sondern essenziell, um von einem erheblichen Teil der Suchenden überhaupt gefunden zu werden.
Meine Einschätzung: Diese Ergebnisse müssen jedoch korrekt eingeordnet werden. Wie so häufig kommt es auf den spezifischen Fall und den daraus resultierenden Nutzen einer Karten-App an:
Ein weiterer Wandel vollzieht sich bei der jüngeren Generation: Plattformen wie TikTok oder Instagram avancieren zur Suchmaschine für lokale Tipps. Mehr als ein Viertel der Gen Z gab in einer Umfrage an, soziale Medien als primäre Methode für lokale Recherchen zu nutzen.
Tatsächlich zählt TikTok in dieser Gruppe zu den Top-3-Suchkanälen für lokale Entdeckungen: Rund 10 % der Gen-Z-Nutzer verwenden TikTok bevorzugt, um nach örtlichen Empfehlungen zu suchen. (Zum Vergleich: Bei älteren Generationen taucht TikTok in den Top 5 gar nicht auf.)
Auch Instagram wird von vielen jungen Nutzern informell als lokales Entdeckungs-Tool eingesetzt – zum Beispiel indem sie nach stadtspezifischen Hashtags oder Orts-Markierungen suchen, um Trend-Locations auszumachen.
Was für manche nach einer ungewöhnlichen Suchstrategie klingt, ist für die „Digital Natives“ längst normal. Anstatt klassische Suchergebnisse zu durchforsten, schauen sie sich lieber kurze Videos oder Posts an: Etwa ein TikTok-Video, das in 30 Sekunden die „5 coolsten Cafés in Berlin“ vorstellt. Die Recherche fühlt sich nebenbei unterhaltsam an und basiert oft auf authentischen Erfahrungen von Influencern oder Gleichaltrigen.
Interessanterweise zeigt die BrightLocal-Studie auch, dass Facebook bei Gen Z wieder eine Rolle als Suchplattform spielt – etwa 5 % nutzen Facebook-Gruppen oder -Empfehlungen als bevorzugte Quelle. Dieses Verhalten ist nur in dieser Alterskohorte so ausgeprägt und könnte mit neuen Funktionen zusammenhängen, die Facebook gezielt für jüngere Nutzer eingeführt hat.
Für lokale Unternehmen bedeutet der Social-Media-Trend: Lokale Empfehlungen passieren heute oft außerhalb der klassischen Suchmaschinen. Ein Restaurant kann z.B. durch ein virales TikTok-Video plötzlich einen Ansturm erleben, ohne dass die Leute überhaupt auf Google danach gesucht haben.
Meine Einschätzung: Auch diese Ergebnisse müssen korrekt eingeordnet werden, hier kommt es genauso auf den spezifischen Fall und den daraus resultierenden Nutzen einer lokalen Suche in einem Social Media-Kanal an:
Während sich die genutzten Kanäle für die lokale Suche diversifizieren, stellt sich die Frage: Wie wichtig ist dabei eigentlich künstliche Intelligenz? Man hört und liest überall von ChatGPT, Bing Chat und Googles KI – doch wer nach einem lokalen Geschäft sucht, merkt davon auf den ersten Blick (noch) wenig.
Tatsächlich geben zwar rund 40 % der Konsumenten an, mittlerweile generative KI-Tools wie ChatGPT aktiv in ihre Online-Suche einzubeziehen. Allerdings spielt sich dieser KI-Einsatz im lokalen Kontext häufig indirekt ab.
Was bedeutet "indirekt"?
All das passiert für den Nutzer unbemerkt – er freut sich einfach über die schnellste Route oder passende Vorschläge, ohne an „KI“ zu denken.
In der aktuellen lokalen Suche agiert KI also vorwiegend als „stiller Helfer“. Ein Beispiel aus dem Alltag: Wenn du Siri oder den Google Assistant per Sprache nach dem nächsten Blumenladen fragst, nutzt du KI-Spracherkennung und erhältst KI-gestützt die Ergebnisse aus Maps – doch du nimmst es nur als bequemes Gespräch mit deinem Smartphone wahr.
Ähnlich verhält es sich mit den neuesten Suchfunktionen von Google: KI-Übersichten könnten bald auch lokal relevante Antworten direkt in der klassischen Suche liefern. Mehr zu diesem Thema liest du in meinem Blogbeitrag KI-Übersichten in Google & Auswirkungen auf die lokale Suche.
Noch ist die direkte Nutzung von KI-Chatbots für lokale Suchen ein Nischenthema – laut Studie verwenden im Schnitt lediglich etwa 5 % der lokal Suchenden ChatGPT & Co als primäre Suchplattform.
Bei der Gen Z liegt der Wert etwas höher (10 %), doch selbst diese technikaffine Gruppe verlässt sich für lokale Tipps lieber auf Maps oder Social Media.
Meine Einschätzung: Noch bieten insbesondere die klassische Suche sowie Kartendienste, aber auch Social Media-Kanäle einen höheren Nutzen bei lokalen Suchanfragen, aber mit der Erweiterung um weitere Funktionen in ChatGPT & Co. kann sich das auch schnell ändern.
Die Art und Weise, wie lokal gesucht wird, hat sich diversifiziert. Google ist zwar weiterhin der Platzhirsch, aber es ist längst nicht mehr das alleinige Tor zu lokal suchenden Interessenten bzw. Kunden. Diverse Karten-Apps, Social Media und KI-gestützte Funktionen fordern eine Anpassung der Local-SEO-Strategie. Als lokale Unternehmerin / lokaler Unternehmer oder Marketing-Profi solltest du folgende Punkte berücksichtigen, um sichtbar zu bleiben:
Zusammengefasst befinden wir uns in einer Ära, in der lokale Suche nicht mehr gleichbedeutend mit „bei Google etwas eingeben“ ist. Die Nutzer verstreuen sich auf verschiedene Plattformen – vom klassischen Google-Suchindex über Karten-Apps bis hin zu TikTok-Feeds. Künstliche Intelligenz wirkt dabei als unsichtbarer Motor, der Empfehlungen sortiert und personalisiert, auch wenn die Nutzer es kaum bemerken.
Wer als lokales Unternehmen smart agiert, denkt über Google hinaus und begegnet den Kunden genau dort, wo diese heute suchen. Das bedeutet: Multi-Channel-Präsenz und technische Sauberkeit (korrekte Daten, optimierte Inhalte) sind entscheidend.
KI mag im lokalen Umfeld derzeit leise agieren, aber sie trägt schon jetzt dazu bei, die Spreu vom Weizen zu trennen – sprich: gut gepflegte, präsente Unternehmen von denjenigen, die digital hinterherhinken.
Kurz gesagt: Sei dort sichtbar, wo deine Kunden heute tatsächlich suchen. Und unterschätze nicht, dass KI dabei hilft, deine Sichtbarkeit zu steuern – auch wenn du davon vielleicht gar nichts merkst.
Quellen: Die im Beitrag erwähnten Statistiken und Erkenntnisse entstammen vor allem der BrightLocal Consumer Search Behavior-Studie (2024) sowie einem Artikel von Search Engine Journal über die zunehmende Nutzung von Karten-Apps. Diese Quellen bieten weiterführende Details zur Entwicklung des lokalen Suchverhaltens und den Einfluss von KI im Suchprozess.
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